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Josis neuer Bericht aus Tansania: Weihnachten, Reisen und Trauriges
Wir freuen uns, dass Josephine Aengenheyster (Abitur 2017), die ein Freiwilliges Soziales Jahr im Rahmen des Caritas-Programms „Weltwärts Afrika 3+10“ absolviert, uns wieder einen Bericht über ihre Zeit in Tansania zugesandt hat. Viel Freude beim Lesen.
Weihnachten in Tansania
2018 kam angeflogen – mit Überraschungen, Emotionen und spontanen Reisen. Aber bevor ich dazu komme, möchte ich erstmal 2017 abschließen. Weihnachten war wie erwartet und doch überraschend komplett anders oder um nicht zu sagen „tofauti kabisa“. Ehrlich gesagt hatte ich es mir etwas besinnlicher vorgestellt. Aber es war trotzdem ein tolles Fest und vor allem die Vorbereitungen am 24. (gefeiert wurde am 25.) und der Besuch der Kirche am Morgen des 25. mit allen Kindern waren meine Highlights. Leider werden mir diese Tage immer mit einem bitteren Geschmack und einer Träne im Auge in Erinnerung bleiben.
Ein Kind ist gestorben
Am 25. starb eines der Kinder, mit dem ich zuvor so viel Zeit verbracht, das Laufen gelernt, gespielt und gelacht habe. Dort durfte, oder musste ich, zum zweiten Mal den Umgang mit dem Tod miterleben. Miterleben ist eigentlich ein großes Wort, da ich doch nur dezent damit in Berührung kam. Bei dem ersten Todesfall, den ich hier erlebt habe, wurde mir dies am nächsten Morgen mit den Worten „Wir hatten letzte Nacht ein großes Problem. Das Kind ist gestorben.“ mitgeteilt. Die Kinder wurden mit diesem Thema gar nicht konfrontiert und auch sonst wurde nicht weiter darüber gesprochen. Vermutlich gar nicht um es absichtlich zu ignorieren, sondern einfach weil traurigerweise hier der Tod ein viel alltäglicheres Thema ist, als wir es gewohnt sind. Von meinem Fenster aus konnte ich sehen und hören, wie die gekommenen Verwandten beteten und sangen – und damit war dieses traurige Ereignis dann auch „abgeschlossen“. Bei dem anderen Kind, an Weihnachten, habe ich mehr vom Sterbeprozess mitbekommen. Ich habe mit angesehen, wie es dem Kleinen von Tag zu Tag schlechter ging, sein Gesicht war eingefallen, sein Blick starr und er wollte nicht mehr essen. Am Morgen des 25. wurde er dann nach Ifakara ins Krankenhaus gefahren. Am 26. hörte ich die traurige Nachricht. Das war für mich doch ein Schock und ich war froh, dass ich grade auf dem Weg in mein Zimmer war.
Silvester: Unterwegs nach Dar es salaam
Aber das Jahr 2017 hielt auch noch ein paar positive Überraschungen für uns bereit. Nachdem ich am 27. In Ifakara in Sachen Visum unterwegs war, begrüßte mich Mama Anna (Sister Anatolia, die Leiterin des Waisenhauses) direkt mit den Worten: „Sister Virginia (Leiterin des Krankenhauses, Vorgesetzte von Svenja) und ich haben uns überlegt, ihr fahrt morgen nach Dar es salaam. Mit dem Zug. Freitag kommt ihr zurück“ (Auch in Sachen Visum) „Ehm..ok.“ Warum nicht, ein spontaner Trip mit einer 12 Stundenfahrt in die Regierungsstadt Tansanias. Donnerstag um 10 Uhr sollte es los gehen. Sollte es – aber wir sind hier in Tansania. So sind wir, nach sechsmaligem Umändern unserer planmäßigen Abfahrtszeit, dann Sonntag, den 31.12., um 19 Uhr vom Waisenhaus losgefahren. Moment, Sonntag 19 Uhr, bei 12 Stunden Fahrt? Da fiel sogar mir mit meinen mangelnden Mathekenntnissen auf, dass unser Plan „Wir bleiben an Silvester zuhause um mit unseren Kindern, Mamas und Schwestern zu feiern“ nicht aufging, sondern wir diesen Jahreswechsel wohl im Zug verbringen würden. Naja, macht man nichts und so saßen Svenja und ich dann um 24 Uhr bei Mangos und Brot im Zug und haben uns ein frohes neues Jahr gewünscht, das erste Selfie im Jahre 2018 gemacht und einem freundlichen Tansanier die Hand geschüttelt, der jeder einzelnen Person in unserem Abteil ein frohes neues Jahr wünschte. Neujahr kamen wir im Agape-Centre (wo wir auch die Inkulturationswoche verbracht hatten und das Zwischenseminar verbringen werden) an und wurden wieder herzlich empfangen. Am Abend durften wir an einem tollen und fröhlichen Festtagsessen teilnehmen und sogar ein Schauspiel mit ansehen. Und am nächsten Tag ging es dann auch zurück und wir erreichten um 2 Uhr nachts den Bahnhof unseres Dorfes Mbingu. Nachdem wir von einem Fahrer der Schwestern nach Hause gebracht wurden und ich Mama Anna bei einem Telefongespräch mitten in der Nacht versicherte, dass ich gut zuhause angekommen bin, war unser spontaner 52 Stunden Trip mit 24 Stunden Fahrt dann auch zu Ende. Ein sehr lustiges und tansanisches Erlebnis und ein Silvester, was wir beiden mit Sicherheit nie vergessen werden.
Und noch eine Reise: Besuch beim Bischof und im Waisenhaus
Zuhause angekommen ging der Alltag wieder weiter. Ich genoss es noch, die letzten Tage mit den Großen zu spielen, die zum Ende der Ferien wieder die Heimreise antreten würden. Als dieser Tag dann gekommen war, brachten Claudia (die österreichische Lehrerin, die bis zum Schulstart auch bei uns wohnt und arbeitet) und ich mit Mama Anna die Kinder ins Dorf zur Bushaltestelle und verabschiedeten sie. In diesem Zusammenhang erzählte sie uns einige Geschichten über die Vergangenheit der Kinder und über ein Waisenhaus in Mahenge. Von dort kommen immer wieder Kinder zu uns, um hier in den Kindergarten (der hier den Grundstein der Schulbildung legt) zu gehen, und gehen, nachdem sie die Altersbeschränkung von 6 Jahren erreicht haben, auch wieder zurück. Mama Anna sagte uns auch, dass wenn wir wollen, wir das Waisenhaus irgendwann mal besuchen werden. Genauso spontan wie bei unserer „Dar“-Reise erfuhren wir dann, dass „irgendwann“ schon wenige Tage später sein würde. Am 9.1. ging es dann also für Svenja und mich auf unsere zweite spontane Reise im Jahr 2018 und auch überhaupt in Tansania. Begleitet wurden wir von Claudia. Das erste Highlight war die Fahrt, bei der wir die traumhafte Aussicht vom Berg „Ndororo“ genießen durften. Allgemein hat uns Mahenge, mit seinen Bergen und Bäumen schon auf Grund der Natur sehr fasziniert. Dort angekommen fragten wir uns durch und kamen dann an unserem ersten Ziel – dem Bishops House – an. Dort wurden wir wieder super herzlich empfangen und, als wäre es das alltäglichste der Welt, zum Bischof geführt. Die nächste Überraschung. Natürlich ist das auch in Tansania sehr besonders, jedoch wäre es für mich in Deutschland noch unverstellbarer – Also ich glaube nicht, dass ich dort mal die Chance habe, mit einem Bischof zu Abend zu essen. Nach diesem Erlebnis ging es dann auch in unsere Unterkunft, der nächste Tag sollte nämlich eng durchgetaktet sein. Es ging nach dem Frühstück los. Father Nikas, ein Father aus der Diözese des Bischofs, hat uns begleitet und uns alle Einrichtungen der Pfarrei gezeigt – vom Kindergarten über die Grundschule bis hin zu den verschiedenen secondary schools. Das „Highlight“ war das Waisenhaus, von dem uns Mama Anna erzählt hatte. Wir mussten noch einmal bei unserem Guide nachhaken und dann ging es raus, über die ruckeligsten Wege und durch das tiefste Gestrüpp. Dann kamen wir an einem wunderschönen Ort raus und sahen das Waisenhaus. Die Autotür ging auf und ab da ging es dann los mit der Achterbahn an Gefühlen in mir. Zum einen war es wirklich traurig, weil dort so viele Menschen mit Behinderungen und Krankheiten leben. Zum anderen hab ich mich unfassbar gefreut, die Kinder, die uns im Dezember verlassen haben, wiederzusehen. Dann aber wiederum ist uns auch noch deutlicher geworden, wie gut es unseren Kindern in Mbingu geht, und da war es dann irgendwie wieder noch trauriger zu sehen, dass die 5 und viele andere wieder zurück müssen und dort vielleicht weniger Chancen haben, was ihre Zukunft angeht. Alles in allem sehr viel für meinen kleinen Kopf und mein kleines Herzchen, aber trotzdem eine unersetzliche Erfahrung.
Zurück in Mbingu und Aufbruch zum Vorbereitungsseminar
Am nächsten Tag ging es nach dem Frühstück auch schon wieder nach Mbingu. Leider war Svenjas und mein Aufenthalt hier nur ein sehr kurzer, weil es zwei Tage später schon wieder los ging. Das lang ersehnte Vorbereitungsseminar stand bevor. Es war unglaublich toll, alle wiederzusehen und wir hatten alle eine super Zeit zusammen! Von Referaten, Reflexionen, Geländespielen, einem Strandtag, Abende auf dem Dach und einfach viel quatschen war alles dabei. Dieses Mal war der Abschied nicht so betrübt, da für Svenja und mich und ein paar andere Freiwillige noch ein paar Tage Urlaub bevorstanden. Auch das war eine kleine Überraschung für uns, da wir bis ein paar Tage vor Abreise nicht wussten, ob eine Reise, wie geplant nach Sansibar, für uns möglich sein würde, auf Grund unserer Visumsituation. Es hat aber doch alles geklappt und so durften wir diesen ganz anderen Teil von Tansania auch erleben. Davon werde ich aber im nächsten Rundbrief erzählen – das würde den Rahmen nun wirklich sprengen. Sollte es sowieso der ein oder andere tatsächlich bis hier unten durchgehalten haben, dann möchte ich mich für die Länge dieser Mail entschuldigen. Diesen Monat ist einfach unglaublich viel passiert. Und „viel Inhalt“ + „wenig Zeit“ lässt sich schwierig vereinbaren.
In nächster Zeit werde ich versuchen, mich da regelmäßiger zu melden!
Aber so viel passt noch rein: Svenja und ich sind wieder gesund und überglücklich in Mbingu, unserem Zuhause, angekommen.
Ganz liebe Grüße
Eure Josi
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