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Josephine berichtet wieder aus Tansania

Urlaub in Sansibar und zu Hause in Tansania
Hier gibt es wieder einen neuen Bericht von Josephine Aengenheyster (Abitur 2017), die zur Zeit in einem Waisenhaus in Tansania ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert. Viel Freude beim Lesen!

Josi mit "ihren" Kindern. (Foto: privat)
Josi mit „ihren“ Kindern. (Foto: privat)

Unterwegs nach Sansibar
Auch wenn dieser Trip nach Sansibar eigentlich schon etwas im Voraus geplant war, wurde es dann, wie auch sonst in Tansania, doch wieder zu einer spontanen Überraschung. Bis ein paar Tage vorher haben Svenja und ich nämlich noch gebangt, ob es überhaupt möglich für uns sein wird, das Festland zu verlassen. Ich sage nur: Visa-technische Probleme.

Nachdem wir aber kurz vorher das „Go“ durch unsere Visaverlängerung bekommen haben, stand unserer Reise also nichts mehr im Weg. Ich habe mich sehr gefreut, dass ich nach den schönen Tagen noch nicht die ganze Gruppe verlassen musste, obwohl ich schon zu diesem Zeitpunkt „meine Kinder“ tierisch vermisst habe. Na dann ging es aber erstmal los: Mit unserer 5-köpfigen Sansibar-Gruppe und noch anderen Freiwilligen von uns, die auch nach Sansibar wollten, steuerten wir ausnahmsweise nicht auf den Dalladalla (Kleinbus) als Transportmittel, sondern auf eine Fähre zu. Auch mal eine angenehme Abwechslung, nicht bei jedem Straßenhuppel mit dem Kopf ans Dach zu stoßen, sondern stattdessen seinen Rock festhalten zu müssen, damit man nicht samt Kleidung wegfliegt. 😉 (Ich möchte damit auf keinen Fall die tansanischen Reisemethoden kritisieren. Wenig eignet sich besser um sich mit Einheimischen zu unterhalten, die Landschaft zu genießen oder einfach mal nachzudenken.)
‚Kulturschock‘ und Urlaub in Sansibar
Nach ca. zwei Stunden sind wir dann angekommen und nach Klärung der Diskussion mit dem Personal am Hafen, warum denn jetzt die Hälfte der Gruppe einen „Sansibar-Stempel“ im Reisepass hat und die andere nicht („Das passt so“ „Ok“) ging es dann nun doch im altbewährten Dalladalla für uns 5 nach Michamvi. Und auf der Fahrt fing es schon an: befestigte Straßen, weiße Menschen und.. KNIE!!! (Für uns, die seit drei Monaten mit kniebedeckenden Röcken rumgelaufen sind, ein völliger Schock.) Außerdem ständig Leute, die einen mit „Jambo“ und „Hakuna matata“ ansprechen. Da fängt man doch an etwas nachzugrübeln: Jetzt, wo wir seit Monaten versuchen uns anzupassen möchte ich nicht mit einem von diesen Touristen verwechselt werden, die sich überhaupt nicht für die Kultur interessieren.- Im nächsten Moment fange ich an, mich zu ermahnen: Auch wenn ich kurze Hotpants immer noch nicht mit Tansania vereinbaren kann; ich wusste doch, dass Sansibar ein touristischer Ort ist und habe mich dafür entschieden, auch diese Seite kennen zu lernen und nur weil man ihre Knie sieht, heißt das noch nicht, dass sie sich nicht für die Kultur interessieren. „Deshalb sei jetzt nicht so ‚eingebildet'“, sage ich zu mir selber. Trotzdem konnten wir es natürlich nicht lassen, auf jedes „Jambo“ mit einem „Sijambo. Habari zako?“ zu antworten, um zu zeigen, dass wir mehr als diese zwei Worte Touristen-Kiswahili können. 😉 Nach anfänglichem kleinen „Kulturschock“ konnten wir dann aber auch unseren „Urlaub“ sehr genießen und das Ganze hinnehmen. Und ein paar Touristen-Attraktionen wie der Nationalpark Jozani Forest, der einen Mangroven Wald beinhaltet, oder der Strand in Paje standen dann auch bei uns auf dem Programm. Auch die Hauptstadt Stonetown war mit dabei, jedoch haben wir uns dazu entschieden, nur eine entspannte Tour durch die Stadt zu machen. Obwohl es sehr interessant war, waren wir dann auch sehr froh, wieder an ‚unserem‘ Bungalow angekommen zu sein. ‚Unser‘ Bungalow trifft es ganz gut, denn wir müssen zugeben, wir haben uns fast „wie zuhause gefühlt“ und nach zwei Tagen haben wir dann auch schon das Essen, welches wir in der Küche zubereiten durften, typisch tansanisch, mit unseren Gastgebern geteilt. Am letzten Abend haben wir uns dann aber auch nochmal einen kulinarischen Ausflug in die sansibarische Touristenwelt gegönnt und haben am Meer sitzend eine Pizza verspeist (ja, das runde Ding aus Teig mit KÄSE!).

Gastfreundschaft in Tansania
Am nächsten Tag fiel uns dann tatsächlich der Abschied von unserer „Gastgeber-Familie“ schwer, allerdings war in mir das „Heimweh“ nach meinem tansanischen Zuhause schon so weit gestiegen, dass ich tatsächlich das schöne Sansibar auch mit einem sehr freudig lachenden Auge verlassen konnte. Natürlich nicht ohne „tutaonana“, auf deutsch „wir sehen uns“ zu sagen. Und dann ging es Richtung Festland, aber noch nicht nach Mbingu, sondern erstmal wieder nach ‚Dar‘. Dort freuten wir uns, zwei andere Freiwillige (nach so einer langen Zeit ;-)) wieder sehen zu dürfen und einen Einblick in ihre Einsatzstelle zu erhalten. Auch ein Waisenhaus, aber ganz anders als „meins“ in Mbingu, schon alleine, weil dort nur 17 Kinder wohnen. Aber trotzdem, oder vielleicht grade deswegen, auch ein unfassbar schöner Ort und ein tolles Zuhause für die Kinder. Eigentlich war geplant, am nächsten Tag schon direkt früh zurückzufahren. Aber so nicht mit Tansaniern und vor allem nicht mit Mama Esther – und so bekamen wir ein weiteres Beispiel von tansanischer Gastfreundschaft und eine weitere Folge „spontane Planänderung“, denn Mama Esther und die anderen Mamas wollten uns nicht so einfach gehen lassen. Und so blieben wir halt noch eine Nacht. Naja, ehrlich gesagt war es auch nicht so schwierig uns zu überreden, denn wir freuten uns auch einen weiteren Einblick in diese tolle Einsatzstelle zu erhalten und einen weiteren spannenden Tag dort zu verleben.
Dann aber… Rückreise nach Mbingu. Ich konnte es kaum erwarten. Besonders freute ich mich, dass Rike und Janika uns noch begleiteten und wir ihnen „unser Zuhause“ zeigen konnten.

Endlich wieder zu Hause bei den Kindern
… ENDLICH wieder zu Hause. Ich habe mich riesig gefreut, als ca. 70 Arme und Beine auf mich zugeflogen kamen und ich alle in die Arme schließen konnte. Nun konnte ich, sehr glücklich mit den tollen Dingen, die wir erleben durften, und auch sehr glücklich, wieder hier zu sein, wieder in den Alltag starten.

Ein Neugeborenes kommt dazu
Doch einen Tag nach uns kam noch jemand Neues an. Kenethi war einen Tag alt und seine Mutter war am Morgen an den Folgen der Geburt gestorben. Das ist leider nicht so selten in Tansania, da hier eine Geburt große Risiken birgt. Hier sollte ich vielleicht auch noch sagen, dass unsere Kinder größtenteils Halbwaisen sind, also ihre Mutter verloren haben. Da hier das Aufziehen des Kindes bei der Mutter liegt und der Vater sich nicht um sein Kind kümmern kann oder auch das Geld für die notwendige Milch fehlt, kommt das Kind dann, meist in seinen ersten Tagen schon, zu uns. Die Väter besuchen ihre Kinder manchmal regelmäßig oder auch weniger regelmäßig und in manchen Fällen ist „die Spur des Vaters sogar verloren gegangen“ oder sie haben, vielleicht durch eine neue Frau bedingt, kein ‚Interesse‘. Wie ich schon einmal erwähnt habe, bleiben die Kinder bis zu einem Alter von sieben Jahren hier. Danach sollen sie wieder zurück, um in ihren Familien leben zu können, wenn dies möglich ist. Familie heißt, bei ihrem Vater oder einem engen Verwandten. Es gibt auch ein paar Kinder, die leider entweder gar keine Eltern mehr haben oder bei denen zum Wohl der Kinder entschieden wird, dass es besser ist, wenn sie nicht in die „Familie“ zurückkehren. Deshalb leben auch zur Zeit sechs Kinder hier, die schon älter als 7 sind und hier in Mbingu die Grundschule besuchen. Es wird sehr darauf geachtet, dass die Kinder nur in die Familie zurückkehren, wenn es nicht ihrem Wohlergehen schadet. Und auch nach dem 7. Lebensjahr wird der Kontakt zu den Kindern nicht abgebrochen; so kommen viele der „Ehemaligen“ im Dezember und Juni, und manche auch jetzt zu Ostern, wieder, um hier ihre Schulferien zu verbringen.
Seit dem ersten Tag nun also, habe ich Kenethi, den Mama Anna nach ein paar Tagen zu „watoto wangu“, also meinem Kind, ernannt hat, fast jeden Tag besucht und durfte miterleben, wie schön es ist, ein Kind auf dem Weg in sein Leben vom ersten Tag an begleiten zu dürfen.
‚Alltag‘ sollte natürlich nicht bedeuten, dass es langweilig wird. Seitdem ich wieder hier bin, erlebe ich natürlich schon wieder Einiges. Und Mbingu und das Waisenhaus sind auch endgültig zu meinem tansanischen Zuhause geworden. Auch glaube ich, kann ich sagen, dass mein Kiswahili sich zumindest insoweit verbessert hat, dass ich auch mit den Leuten hier schon einige schöne und tiefere Gespräche führen konnte und somit auch schon einige Freunde finden konnte.

Was in Erinnerung bleiben wird
Als ich meinen Zwischenbericht (für die Caritas, betreuende Organisation, Anm. d. Red.) schreiben sollte, stand ich vor der Frage, was bisher meine Highlights waren. Diese Frage fiel mir echt nicht leicht, da neben den „besonderen“ Erlebnissen für mich oft die kleinen Dinge meine Highlights sind und sei es nur ein Lob, ein gemeinsames Lachen oder ein Kind, was einen durch sein Verhalten oder anderes positiv überrascht. Wenn ich die meisten Situationen hier aufzählen würde, würden sie so banal klingen, weil es oft tatsächlich nur kleine Dinge sind, die im Augenblick des Momentes zu etwas ganz Besonderem werden.
So sind es oft kleine Momente, die mir besonders in Erinnerung bleiben:
Wie zum Beispiel der kleine Martini, der mir auf meinem Schoß beweisen wollte, dass er auch.. nun sagen wir.. sich auf zwei verschiedene Weisen gleichzeitig erleichtern kann. Nun würde ich das nicht direkt auf die Liste meiner Highlights setzen, aber als er mich dann voller Stolz über sein Werk angestrahlt hat, konnten auch die anwesende Mama und ich uns vor Lachen nicht mehr halten.
Nun könnte ich viele weitere solcher Momente aufzählen, aber das würde den Rahmen (mal wieder) sprengen, deshalb behalte ich mir das für ein anderes Mal in nächster Zukunft (versprochen!) vor.
Und nun ist tatsächlich schon bald April (bitte was?? :-(), Kenethi ist 2 Monate alt, die Ferien haben begonnen und Ostern steht vor der Tür. Da dies auch in Tansania ein sehr wichtiger Feiertag ist, bin ich schon sehr gespannt, wie es hier sein wird. Natürlich werde ich auch darüber noch berichten.
Jetzt genieße ich aber erstmal die Ferien mit den Kids. 🙂
Bis dahin
mit ganz lieben Grüßen aus Mbingu
Eure Josi