Eine Schule der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel

Feste feiern in Tansania: faszinierend!

Ein gaaanz langer Bericht von Josephine

Josi mit "ihren" Waisenkindern. (Foto: privat)
Josi mit „ihren“ Waisenkindern. (Foto: privat)
Nachdem ich schon so viel über den Alltag geschwärmt habe, wird es aber nun eindeutig mal Zeit, über die Feste zu berichten. Die sind nämlich mehr als erwähnenswert!

Eine Hochzeitsfeier
Nach dem Jubiläum der Schwestern im Dezember erwartete uns im Januar das nächste Fest: Wir waren am Abend auf einer Hochzeit, beziehungsweise auf einer Nachfeier, eines Lehrers aus Mbingu eingeladen.
Das war schon deshalb etwas Besonderes, weil man hier im Normalfall nach Einbruch der Dunkelheit eher nicht mehr raus geht und den Abend zuhause höchstens mit der Familie, Freunden und Verwandten beim Quatschen verbringt.
So gingen Claudia, Rike, Janika, Svenja und ich am Abend, voller Spannung, was wohl so passieren wird, zum Centre (Spirituelle Einrichtung der Schwestern mit einem Saal, Gästezimmern, Internetcafe, etc), wo die Veranstaltung stattfinden sollte.
Dort wurden wir am Eingang schon herzlichst begrüßt und an zwei Tische verteilt. Drinnen wurden wir dann als „Claudia (die dem Bräutigam als Arbeitskollegin an der Schule am nächsten stand) and friends from kituo cha watotoa yatima (Waisenhaus)“ herzlichst begrüßt und per Mikrofon den anderen Gästen vorgestellt. Für uns erstmal sehr ungewohnt, aber wir freuten uns über die Herzlichkeit und darüber, dass wir da sein durften. Danach bekamen wir eine Soda und das Essen ging los. Nebenbei liefen auf einem Fernseher Fotos von der „richtigen“ Hochzeit, die in Dar es salaam, dem Wohnort der Braut, stattgefunden hatte.

Als alle gestärkt waren, wurde Musik gespielt und zu Tänzen aufgefordert, bei denen alle auf die Tanzfläche kamen und uns wieder mit ihrem Tanztalent und ihrer Freude begeistert und angesteckt haben. Mein persönliches Highlight war es, als wir dann den tansanischen Tanz „Kwa ito“, den wir schon vorher gelernt hatten, mit allen gemeinsam auf der Tanzfläche getanzt haben. Vielleicht sah man an diesem Abend ein „paar“ mehr Fehltritte als sonst bei diesem Tanz, 😉 aber sowohl wir als auch die Tansanier hatten riesen Spaß.
Danach gab es eine Verschnaufspause und es wurde gesagt, dass man dem Moderator jetzt sagen könne, wenn man ein persönliches Geschenk für das Brautpaar habe. „Wie persönliches Geschenk?“ Natürlich hatten wir ein Geschenk, aber war jetzt der richtige Zeitpunkt dafür? Und was genau sollten wir tun? Etwas hilfesuchend sprachen wir die Schwestern neben uns an und sie bejahten, dass dies der richtige Augenblick sei und riefen direkt den Moderator. Der kam und fragte uns, wie wir aufgerufen werden wollten. „Eh.. Claudia na marafiki ya kituo cha watoto yatima?“ „Sawa“ Ok, sagt er und setzte uns direkt an den Beginn seiner Liste. Na super. Und dann kam das Brautpaar auf die Tanzfläche, ein Korb wurde aufgestellt, der Moderator machte sich bereit und es ging los. Zuerst übergaben die Schwestern ihr Geschenk und tanzten auf das Brautpaar los. Gut, da hatten wir ein Beispiel. „Claudia and..“ Wir hörten unsere Zeichen und sprangen aufgeregt auf. Schon vorher hatten wir besprochen, dass man in Tansania wohl kaum nach vorne ‚gehen‘ würde, um ein Geschenk zu übergeben und so tanzten auch wir los, legten unser Geschenk in den Korb und gratulierten und bedankten uns bei dem Brautpaar. Genau richtig! sahen wir, als wir wieder saßen. Die Gäste, die nach uns ihre Geschenke abgaben, zelebrierten den Gang nach vorne wortwörtlich und tanzten, wie es nur Tansanier können. Egal, wenn man sein Geschenk schon abgegeben hatte und das Brautpaar schon beglückwunscht hatte: bei der nächsten Gruppe tanzte man nochmal mit. Nach diesem Programmpunkt wurde noch der Dank und eine Rede des Brautpaars ausgesprochen und danach war die Feier beendet und so gingen alle, auch wir, nach Hause (bzw. wurden gefahren, da es schon dunkel war). Für uns ein einzigartiges Erlebnis und eine tolle Feier!

Ostern: Eine Feierwoche
In meiner letzten Mail schrieb ich glaube ich, dass „Ostern auch wichtig ist“. Nein! Ostern ist nicht „auch wichtig“ – wie ich es mitbekommen habe ist es DAS WICHTIGSTE kirchliche Fest (Christentum) in Tansania.
Zuerst einmal ist Ostern kein Feiertag, es ist eine Feierwoche. Ab Gründonnerstag geht es jeden Tag (oder am Samstag auch Nachts) in die Kirche. Für mich war schon der Palmsonntag, eine Woche vor Ostersonntag, etwas Besonderes: Das erste Mal hatte ich an diesem Tag tatsächlich einen PALMENast in der Hand.
Auch eine Besonderheit: An diesen Tagen kamen, wie auch an Weihnachten, alle Kinder, außer die ganz Kleinen, mit in die Kirche! Für die Ostermesse am Sonntag ganz schick, mit den neuen Festtagskleidern. Zu der Ostermesse kann ich nur sagen, dass sie mich „geflasht“ hat. Hier in Tansania habe ich nun schon viele Messen gesehen und wurde oftmals von den Chören, dem Gesang und der Fröhlichkeit dabei fasziniert. Aber dieser Tag hat „die Rakete abgeschossen“. Die Schwestern schienen mir noch fröhlicher und tanzten und sangen noch ausgelassener.
Und dann kam’s: Die Dirigenten-Schwester ging nach vorne mit ernstem konzentriertem Gesicht, der Chor fing an zu singen: Der „Messias“ von Händel. Wirklich schön, ich bekam direkt Gänsehaut. Dann: das Finale. Die Dirigentin schwang konzentriert die Arme in einer komplizierten Bewegung in die Luft, der Chor sang den Höhepunkt der Hallelujas, die Dirigentin fängt an zu lachen und alle fangen an zu jubeln und zu rufen und zu applaudieren. „Amefufuka!“ Er ist auferstanden! Das war nicht nur ein Ausruf, das war pure Freude! Für mich ein sehr faszinierendes Erlebnis.
Zuhause gab es dann „Pipi“ (Süßes) für die Kinder und ein Festessen für die Großen. Danach wurden Musikboxen bestellt und es wurde den ganzen Tag ausgelassen getanzt.

Ubatizo – Die Kinder werden getauft
Getanzt, wie auch nicht anders zu erwarten, wurde auch an der „Ubatizo“, der Taufe, unserer kleinen Kinder. Beziehungsweise derer, bei denen der Vater oder die Verwandten katholisch sind und es gewünscht wird. Obwohl hier natürlich nach katholischem Vorbild gebetet und in die Kirche gegangen wird, haben viele der Kinder hier keine Religion oder sind durch ihre Eltern eigentlich muslimisch, wie man am Namen manchmal schon merkt. Mama Anna sagt oft, dass die Kinder hier noch keine Religion haben. Trotzdem werden bei den katholischen Kindern auch die Sakramente vollzogen. So gehen ein paar von unseren „Großen“ bald zur ersten heiligen Kommunion und die Kleinen wurden eben grade getauft.
Am Vortag hatte ich erfahren, dass morgen die Taufe von den sieben Kindern sein wird. Ansonsten hätte ich mich wohl auch sehr gewundert, dass am nächsten Tag einer der „Padris“ bei uns eintraf und das Haus, in dem ich wohne, kurzerhand zur Sakristei umfunktioniert wurde. Also scheinbar findet die richtige Messe hier bei uns statt. Schnell zog ich mir meine Sonntagskleidung an, half noch Kenethi fertig zu machen, der auch getauft wurde, und ging schnell ins „Ukumbi“ (=Saal, bei uns der steinerne Pavillion im Zentrum des Kinderdorfes), wo der Padri auch schon einzog. Unsere Gemeinde bestand an diesem Tag aus den Kindern, die auf Decken saßen, den Mamas und Kakas, den Schwestern und ein paar Verwandten der Kinder. Da nur bei zwei Kindern Verwandte da waren, hatten die anderen so jemanden wie einen „Taufpaten“. Diese Rolle übernahmen zwei von unseren Mamas und ein anderer „Baba“ (Vater, hier: Mann).
Ich war in Deutschland noch nie bei einer Taufe dabei (außer meiner eigenen, aber die Erinnerungen sind schwach ;-)) aber ich glaube, dass sich die Tauffeier nicht groß von der in Deutschland unterscheidet. Nachdem die Kinder getauft und gesegnet wurden, gingen wir alle nach vorne, gaben unseren Teil zur Kollekte und gaben dem Kind und dem Taufpaten die Hand. Nach der Messe haben wir die Kinder schnell ins Bett gebracht, um dann zum „Festessen“ zurückzukehren. Vorher wurde aber noch den Taufpaten mit ein paar Worten und einem Geschenk gedankt. Und natürlich: Das Geschenk, ein Kitenge (Stoff), wurde bei Musik, tanzenderweise übergeben und alle Mamas und Schwestern sind kreuz und quer im Ukumbini durch die Gegend getanzt. Nach dem Essen ging es dann wieder weiter mit dem Tanzen, auch für die Kinder. Man muss ja schließlich früh anfangen. 🙂

Das war ein kleiner Einblick in den Einblick, den ich in die tansanische Festkultur bekommen habe. Vor allem von der Freude und Hemmungslosigkeit, die die Menschen beim Tanzen haben, bin ich total fasziniert.

Dann bis bald.
Eure Josi