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Mit anderen Augen sehen
Als „Guides“ jüngere Schüler informieren – darin sind die Schülerinnen und Schüler der Klasse 7b seit den Tagen der offenen Tür 2011 gut geübt. Am vergangenen Mittwoch probierten sie sich als Stadtführer aus: Bei einem Rundgang durch die Innenstadt Mendens informierten sie Viertklässler der Gemeinschaftsgrundschule Platte Heide über Lebensorte und Schicksale der jüdischen Bürger Mendens zur Zeit des Nationalsozialismus.
Die Aktion ist Teil des schulformübergreifenden Projekts „Jüdischer Friedhof Menden“ des Walburgisgymnasiums und der GGS Platte Heide Menden. Schülerinnen und Schüler beider Schulen beschäftigen sich dabei gemeinsam mit der nationalsozialistischen Vergangenheit und setzen Zeichen gegen das Vergessen. Bereits seit dem Jahr 2007 betreuen sie den jüdischen Friedhof in Menden, der jedes Jahr im Herbst in Zusammenarbeit mit dem Städtischen Baubetriebshof vom Laub gereinigt wird.
Zu Beginn des Schuljahres hatte die Klasse 7b die Verantwortung für das Projekt neu übernommen. Mit ihrer Geschichtslehrerin Frau Mertens machte sie sich unter dem Motto „Alltägliches mit anderen Augen sehen“ auf Spurensuche. Was geschah damals in Menden? Wie lebten die jüdischen Einwohner der Stadt? Was wurde aus ihnen? Im Geschichtsunterricht wurde nach der Beschäftigung mit dem Thema „Antisemitismus“ und einer Stadtführung durch die Leiterin des Stadtmuseums, Frau Törnig-Struck, in Kleingruppen zu Spezialthemen geforscht.
So waren alle bestens vorbereitet, um am 31. Oktober den Viertklässlern der GGS Platte Heide ihr Expertenwissen an zentralen Stationen des jüdischen Lebens in der Mendener Innenstadt spannend und anschaulich zu vermitteln. An den konkreten Orten des Geschehens erfuhren die Grundschüler zum Beispiel, wie die Jüdin Else Leven (später Mendel) die Reichspogromnacht erlebte, warum es plötzlich keine jüdischen Geschäfte mehr gab und warum die Synagoge in Brand gesteckt wurde, aber dennoch Nachbarn eingriffen, um ein völliges Abbrennen zu verhindern.
„Das Interessanteste war, dass man Häuser sieht,
die man im Alltag nicht richtig wahrnimmt,
weil man die Geschichte der Familien nicht kennt,
die dort mal gelebt haben.“
Eine Schülerin der Klasse 7b
Mehr als nur Namen
„Alle waren bestens auf die Fragen der Grundschüler vorbereitet und haben sich große Mühe gegeben“, so Frau Mertens, die in diesem Schuljahr das kooperative Projekt in Zusammenarbeit mit Frau Köck-Scholz von der GGS Platte Heide betreut. „Eine der Gruppen hatte sogar für die Grundschüler in Eigeninitiative einen großen Eimer mit kleinen Haribo-Tütchen besorgt. Sie meinten, da sie etwas so Trauriges zu erzählen hätten, wäre das schön, wenn die Kinder nicht ganz so traurig gehen müssten.“
Schon am kommenden Mittwoch, den 08.11., treffen sich alle wieder. Dann für eine ganz praktische Aktion auf dem Jüdischen Friedhof am Schwitter Weg: Unter Anleitung der Stadtgärtner werden sie Laub fegen und die Gräber säubern. Dabei werden sie auf den Grabsteinen manchen Namen lesen, der für sie nun mehr ist, als nur ein Name.
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