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Judith Fiedler (Q2) gewinnt zum dritten Mal in Folge in dem Wettbewerb des philosophischen Essays
Dreimalige-Qualifikation im FELD DER FRAGEN
Morgens um sieben steht die Welt schon in Frage. Denn es dringt – etwas funzeliges – Licht unter der Schwelle von R. 524 hervor. Das ist der Raum, in dem die kleinen Kunst- und Philosophie-Bibliotheken für die Schüler*innen der Sekundarstufe II zu finden sind. Ob Judith Fiedler, Schülerin der Q2, hier nur stöbert, gezielt etwas liest oder in der Aura der hier eingestellten Werke konkrete Aufgaben für die Schule erledigt, ist letztlich einerlei. Denn offensichtlich ist eines: Judith ist hier in ihrem Element. Es sind die Kunst und die Philosophie, deren Fragen an die Welt, an den Menschen, sie beschäftigen. Fragen, wie sie in ihrem letzten Essay so kennzeichnend schreibt, die sich ihr, uns allen, „entgegenwerfen“. Judith steht auf diesem Feld der Fragen ihre Frau, fängt sie auf und verwandelt sie in gelungene Essays, die tatsächlich auch sehr reflektierte und geistreiche Antworten auf das Erfragte geben. Dreimal in Folge, in den Schuljahren 2019/20, 2020/21 und 2021/22, gehört Judith Fiedler zu den 26 Besten, die – bei sehr großer und starker Konkurrenz – als Landessieger*innen in NRW für ihre Essays ausgezeichnet wurden und sich somit für die Teilnahme am Wettbewerb auf Bundesebene in der sog. „Winterakademie“ der Universität Münster qualifiziert haben.
In der Jahrgangsstufe 10 begegnete die Essayistin der Frage nach dem Egoismus in unserem Handeln mit einem Plädoyer für die erlaubte, sogar nötige Selbstliebe, die all unser altruistisches Handeln erst ermögliche. – Ob wir glücklich sein wollen müssen, fragte sie sich dann in der Jahrgangsstufe 11, ohne sich in den kniffeligen Modalverben wie in einer Fangfrage zu verirren. Denn sie machte deutlich, dass unser Wunsch und Streben, glücklich zu sein, zwar dem Menschen notwendig sei, aber bereits eine reflexive Struktur habe, die uns als Menschen von der determinierten Natur unterscheide. – Die Frage nach der Angewiesenheit von uns heutigen Menschen auf Werte gab der Essayistin – Schülerin nunmehr der Jahrgangsstufe 12 – Anlass, hieraus ihrerseits eine entscheidende Frage abzuleiten, die schon die bejahende Antwort begründet enthielt: „Das wirft uns die Frage entgegen, auf welche Art wir Menschen sein wollen und ob unsere Freiheit nicht doch zumindest ein Stück weit in Eigenverantwortung und Selbstreglementierung liegt, im Nutzen unserer Vernunft auf eine Art und Weise, die nicht nur auf uns selbst abzielt, sondern das Wohl der Anderen einbezieht und sie dadurch in ihrer jeweiligen Person achtet und wertschätzt“.
Man merkt, wenn man Judiths Essays liest, dass in Frage zu stellen kein Selbstzweck ist, sondern zu etwas führt. Weshalb man auch morgens um sieben damit schon beginnen darf. Denn so wird selbst der engste, nur von einem spärlichen Licht beleuchtete Bibliotheksraum zu einem offenen und hellen Feld der Fragen mit reflektierten Lösungsangeboten. Judith Fiedler hat sich jedenfalls dreimal auf – besser in – diesem Feld der Fragen bewährt.
Herzlichen Glückwunsch!
(Bericht: Dorothea Spieker)
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