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Jung genug für weitere 100 Jahre
Feierlicher Gottesdienst und Festakt zum Jubiläum des Walburgisgymnasiums
„Wo es gelingt, die Kinder und Jugendliche für die Achtung der Persönlichkeitsrechte und die Würde jedes Menschen zu sensibilisieren, wird Hoffnung gesät“, unterstrich Generaloberin Schwester Maria Thoma Dikow in ihrer Festrede zum 100-jährigen Bestehen des Walburgisgymnasiums in Menden. An dieser Schule gelinge das. Aus Überzeugung, durch hohes Engagement und mit viel Kreativität.
Entsprechend lebendig und vielseitig wurde das Jubiläum der Schule eine Woche lang gefeiert. Gab es am Freitagabend noch eine Talkshow mit ehemaligen Schülerinnen und Schülern, versammelten sich am Samstagmorgen schon wieder mehrere hundert Gäste zum Festgottesdienst in der St. Vincenz-Kirche: darunter Schülerinnen und Schüler, Eltern, das Lehrerkollegium, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, viele Ehemalige, Vertreter aus Kirche, Politik und Wirtschaft. Und beim anschließenden Festakt auf der Wilhelmshöhe nahm mancher von ihnen die Gelegenheit wahr, Danke zu sagen.
Darunter Mendens Bürgermeister Martin Wächter: „Die Gründung dieser Schule als Lyceum im Jahr 1919 war für die Stadt Menden von großer Bedeutung. Und sie war alles andere als selbstverständlich. So haben Sie es ermöglicht, dass vor allem Mädchen und junge Frauen aus dieser Region die Möglichkeiten hatten, einen höheren Schulabschluss zu erlangen“, sagte er in Richtung der Ordensschwestern, die am Samstag in großer Zahl vertreten waren. Drei von ihnen leben weiterhin im Schulkonvent in Menden.
Die drei Walburgisschulen, zu denen seit 1961 auch das Placida-Viel-Berufskolleg und seit sechs Jahren die Walburgisrealschule gehören, seien für die Bildungslandschaft eine große Bereicherung, so Wächter.
Erster Abschluss an der Walburgisrealschule
An der Walburgisrealschule war erst wenige Tage vorher die erste zehnte Klasse mit dem Schulabschluss entlassen worden. Wie sinnvoll sich diese Schulen ergänzen, stellten die Schulleiterin des Berufskollegs, Gaby Petry, und der Leiter der Realschule, Marcus Köchling vor. „Unsere Schülerinnen und Schüler teilen sich die Flure mit den Klassen des Gymnasiums. Auch besuchen sie dieselben Arbeitsgemeinschaften, die unsere Schulen gemeinsam entwickeln. So lernen sie sich kennen. Und das erleichtert den Wechsel von der einen zur anderen Schulform.“
Zudem bieten Walburgisgymnasium und Placida-Viel-Berufskolleg für die Absolventen der Realschule optimale Anschlussmöglichkeiten. „Die meisten Schülerinnen und Schüler aus dem ersten Entlassjahrgang machen an unserem Gymnasium oder am Placida Viel Berufskolleg weiter“, freut sich der Leiter des Walburgisgymnasiums, Dr. Eduard Maler. Das sei für alle drei Schulen, die den individuellen Bedürfnissen der Kindern und Jugendlichen gerecht werden wollen, von enormer Bedeutung. Und auch das lobte Mendens Bürgermeister: „Sie probieren Neues aus. Sie richten den Blick in die Zukunft. Deshalb sind Sie darauf gut vorbereitet.“
Ideen entwickeln, aber auch umsetzen
Der Geschäftsführer aller sieben Schulen in Trägerschaft der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel, Stefan Burk, sieht diesen innovativen Geist ebenso bei den Schülern: „So hat das Walburgisgymnasium eine Roboter-AG, die schon mehrfach Weltmeister geworden ist. Doch besonders bemerkens- und anerkennenswert finde ich, dass ehemalige Schüler unserer Schule den Verein ‚Technik begeistert‘ initiiert und sich zum Ziel gesetzt haben, deutschlandweit die Ingenieure von morgen zu fördern.“
Die Medien-Scouts, die Schülerfirma „My Smoothie“, die durch den Verkauf gesunder Getränke Geld für die Schulhofgestaltung einnimmt, oder die Erfindung des interaktiven Kartenspiels Venatio, ebenfalls durch ein Schülerprojekt, seien weiterer Ausdruck großer Kreativität am Walburgisgymnasium, so Burk. Er betonte: „Hier werden nicht nur viele Ideen entwickelt. Sie werden auch umgesetzt. So bleibt die Schule jung genug für die kommenden 100 Jahre.“
Basis für dieses funktionierende Miteinander sei immer eine intakte Schulgemeinschaft. Die lobte vor allem der Vorsitzende der Schulpflegschaft, Martin Vincentini: „Ich weiß nicht, seit wann das Mitspracherecht von Eltern an den Schulen rechtlich verankert ist. Viele sehen dies wahrscheinlich heute noch als nötiges Übel. Hier aber fließen unsere Ideen in die Schulentwicklung und in den Schulalltag ein.“ Dafür sprach er seinen großen Dank aus. Und den richtete er ausdrücklich auch an Schwester Maria Raphaela Plümper, Schwester Heriburg Surholt und Schwester Burkhardis Buning, die drei Ordensfrauen in Menden: „Sie sind hier zur Seele des Gymnasium geworden.“
Aus Sicht von Martin Vincentini habe die Schule gerade in jüngster Zeit bewiesen, dass sie wandelfähig ist. Jedoch solle sie sich immer zum Ziel setzen, die individuellen Möglichkeiten der Schülerinnen und Schüler zu fördern und herauszufordern: „Dann wird diese Schule immer attraktiv bleiben.“
Schulen als Zukunftswerkstatt
Schwester Maria Thoma, die das Walburgisgymnasium als Schulleiterin selbst 16 Jahre lang mitgestaltete, sieht die Bildungseinrichtungen ihrer Ordensgemeinschaft als Zukunftswerkstatt. In ihrem Festvortrag hob sie vier Punkte hervor, die ihr beim Besuch der Kindergärten, pädagogischen Zentren, Heime und Schulen in Bolivien, Brasilien, Rumänien und Mosambik aufgefallen seien: Die Anstrengungen, das Selbstvertrauen junger Menschen zu stärken und ihre Persönlichkeit zu entfalten; an einem ganzheitlichen Bildungsverständnis festzuhalten; religiöse Erfahrungen zu ermöglichen und den christlichen Glauben als sinnstiftendes Angebot erfahrbar zu machen – und schließlich: „die Würde jedes Menschen, die Gleichheit aller und eine weltweite Solidarität im konkreten schulischen Handeln bewusst zu halten und zu verwirklichen.“ Besonders für diesen Satz zollten ihr die 350 geladenen Gäste spontan Applaus.
Bei ihren Besuchen in den verschiedenen Ländern sei sie auch auf das Phänomen gestoßen, dass die Förderung des Gemeinschaftsgedankens oft mit der musischen Bildung zusammenhänge. „Dieser Schwerpunkt ist in all unseren pädagogischen Einrichtungen weltweit zu finden. Ob Theater, Chor, Orchester, Bands oder Filmproduktionen – die Bandbreite der kulturellen Aktivitäten ist groß.“
Die war auch am Samstag erfahrbar. Schon den Festgottesdienst zu Beginn hatten eine Band ehemaliger Schüler und der Unterstufenchor unter der Leitung von Sieglinde Diris auf hohem Niveau musikalisch gestaltet. Und auf der Wilhelmshöhe spielte die Soulband des Walburgisgymnasiums unter der Leitung von Musiklehrer Christian Becker groß auf.
Weggemeinschaft des Glaubens
Die evangelische Schulseelsorgerin, Pastorin Birgit Fiedler, und Schwester Doroithea Brylak hatten in ihrer Ansprache in der St. Vincenz-Kirche betont: „Wir sind eine Weggemeinschaft des Glaubens.“ Die war am Samstag nicht nur sichtbar, sondern auch hörbar gewesen.
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