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Firmvorbereitung an der Schule?
Walburgisschüler diskutierten mit Weihbischof Dominicus Meier über ihre Ideen von Kirche
Kann die Firmvorbereitung auch an der Schule stattfinden? Diese Frage der Schülerinnen und Schüler des Walburgisgymnasiums stieß bei Weihbischof Professor Dr. Dominicus Meier am Mittwochmittag auf offene Ohren. Und böte die Schule ihren evangelischen Schülern auch die Vorbereitung auf die Konfirmation an, setze man sogar ein Zeichen für die Ökumene.
Natürlich dürfe man nicht in Konkurrenz zu den Gemeinden treten, betonte der Weihbischof. Doch müsse die Kirche lernen, offener für die Ideen junger Christen zu sein: „Es passt nicht, immer wieder das Erprobte zu wiederholen, wenn wir Menschen wie Euch ernst nehmen wollen.“ Daher ermutigte er die Jugendlichen ihre Ideen zu äußern und auf Verantwortliche zuzugehen, wenn die Formen der Ansprache nicht mehr passen: „Bringt Euch ein. Dazu seid Ihr längst erwachsen genug.“
Besuch im Rahmen der Visitationsreise
Der Weihbischof hat die Schule am Mittwoch im Rahmen seiner Visitations- und Firmreise durch das Dekanat Märkisches Sauerland besucht. Dabei spricht er auch mit Pfarrern und kirchlichen Mitarbeitern, besucht Verbände und Einrichtungen. Diesmal stand das Walburgisgymnasium mit auf dem Programm. Mit ihm hießen Schulleiter Dr. Eduard Maler und sein Stellvertreter Dr. Ansgar Bornhoff die Leiterin der Abteilung Schulen in freier Trägerschaft beim Erzbistum Paderborn, Eva Jansen, herzlich willkommen. Ebenso nahmen Dekanatskatechet Rüdiger Lülff und Dekanatsjugendreferentin Gaby Iserloh sowie die Geschäftsführerin der Schulen der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel, Schwester Adelgundis Pastusiak, an der Begegnung teil.
Nach einem Gespräch des Weihbischofs mit den Ordensschwestern Raphaela Maria Plümper und Burkhardis Bruning, die im Gebäude der Walburgisschulen leben, waren die Besucher zunächst zu einer Andacht in die Schulkapelle eingeladen. Die war von der Gottesdienst-AG vorbereitet worden. Danach trafen sich 50 Jugendliche aus verschiedenen Jahrgängen im Mehrzweckraum neben der Cafeteria zum Austausch.
Wie zeitgemäß spricht Kirche Jugendliche heute an?
Das Thema Firmung war nicht vorgegeben, schien den Schülern aber ein Bedürfnis zu sein. An der Vorbereitung auf das Sakrament machten die Jugendlichen ihre Fragen fest, wie zeitgemäß Kirche heute Jugendliche anspricht und zu erreichen versucht.
„Mit mir wurden vor einigen Jahren noch 16 Messdiener in unserer Gemeinde aufgenommen. In diesem Jahr waren es nur noch drei. Das zeigt doch die Rückentwicklung von Kirche“, sagte die 16-jährige Katharina Gaisbauer.
Zudem machte die Zehntklässlerin Ines Steinmetz auf ein anderes Problem aufmerksam: „Ich habe viermal in der Woche bis um halb vier Unterricht. Da bleibt keine Zeit für kirchliche Angebote. Und wenn man sich am Wochenende zwischen Kirche und Freunden entscheiden muss, wählt man lieber die Freunde.“
Ideal sei es natürlich, die Freunde gleich mit in die Kirche zu nehmen, meinte Weihbischof Dominicus Meier. Aber er nahm die Äußerungen der Jugendlichen ernst. Nachdenklich machten ihn auch die Äußerungen einiger Schüler, dass sie mit ihrer Kritik und ihren Ideen bei den Verantwortlichen in der Pastoral und Seelsorge nicht auf offene Ohren stießen. Ines Steinmetz hat erfahren: „Da wurde ich manchmal nur seltsam angeguckt.“
„Firmung soll Bestärkung sein“
Das sollte nicht sein, so der Weihbischof. Auch dürfe die Firmung nicht verzweckt werden: „Wenn man Euch über die Katechese für kirchliche Aufgaben gewinnen will, denkt Ihr natürlich: Was wollen die von mir?“ Das Sakrament müsse ein Angebot an junge Menschen bleiben, sich neu mit dem Glauben auseinanderzusetzen: „Firmung darf nicht verunsichern, Firmung muss Bestärkung sein. Das ist es, was Firmung bedeutet.“
Warum also keine Firmvorbereitung an der Schule? Die 15-jährige Lilly Okulla erklärte: „Hier habe ich meine Freunde und vertraute Menschen um mich herum. Da bin ich doch viel offener als in einer Firmfreizeit mit anderen, die ich nicht kenne.“ Bei den Besinnungstagen, die am Walburgiygymnasium immer in der zehnten Klasse stattfinden, habe sie genau das erfahren: „Diese Zeit war sehr intensiv.“
Mehrere Schüler äußerten sich ähnlich, aber nicht alle. Katharina Gaisbauer würde zum Beispiel lieber da gefirmt werden, wo sie auch zur Erstkommunion ging und Messdienerin ist: in ihrer Gemeinde.
Weihbischof Dominicus betonte, dass das Angebot dort ebenfalls bestehen bleiben müsse: „Aber beide Wege schließen sich nicht aus.“ Da war er mit Pfarrer Jürgen Senkbeil einer Meinung.
„In der Schule können wir die Jugendlichen weiter erreichen“
In der Reflexion des Gespräches nannte die evangelische Pfarrerin und Religionslehrerin Birgit Fiedler für die Vorbereitung auf Konfirmation und Firmung an der Schule ein weiteres Argument: „In der Gemeinde sind die Schüler nach der Firmung oder Konfirmation vielleicht wieder weg. In der Schule aber bleiben sie. Auch mit ihren Fragen. Da können wir sie weiter erreichen.“ Und Johannes Wibbeke, der am Walburgisgymnasium den Fachbereich Katholische Religion leitet, fügt hinzu: „Da könnte man die Firmung, die ein 14-Jähriger vielleicht noch ausschlägt, dem 17-Jährigen ein zweites Mal anbieten.“
Für Schulleiter Dr. Eduard Maler machte die Diskussion mit den Schülern deutlich: „Hier war eine Sehnsucht zu spüren: eine Sehnsucht nach Gemeinschaft und auch nach Spiritualität. Dafür hat das Gespräch hoffentlich viele Impulse gegeben.“ Der Weihbischof versprach, dem Erzbischof davon zu berichten. Vielleicht sieht die nächste Firm- und Konfirmationsvorbereitung in Menden schon anders aus.
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