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Europatag am WBG
Thomas Liefländer berichtet über seine Arbeit in der EU-Wettbewerbskommission
Der Unterricht in Geschichte und Sozialwissenschaft verlief am Mittwoch für die Schülerínnen und Schüler der Klasse 6c sowie der Stufe 11 (Q1) ganz anders als sonst. Denn sie hatten einen Gast aus Brüssel, der sie aus erster Hand über die Europäische Union informierte und mit ihnen diskutierte.
Thomas Liefländer, der 2004 sein Abitur am WBG absolvierte, hat nach einem Jurastudium mittlerweile seinen Arbeitsplatz bei der EU-Wettbewerbskommission in Brüssel und verband seinen Heimatbesuch mit einem Abstecher ans WBG, um mit Schülergruppen über seine Arbeit zu sprechen.
Warum gibt es die EU?
Im Geschichtsunterricht der Klasse 6c referierte Thomas Liefländer nicht trocken über sein Thema, sondern kam rasch mit den Kindern ins Gespräch. Diese hatten nämlich erst einmal viele Fragen zu den Themen, die immer wieder in den Nachrichten auftauchen: die finanzielle Situation Griechenlands, die Lage der Flüchtlinge, die nach Europa kommen, die Kriege in der Welt. Dass die Gründung der Europäischen Union vor allem aus dem Gedanken erwachsen war, nach dem Zweiten Weltkrieg Frieden in Europa zu sichern, wurde den Kindern schnell klar, als sie überlegten, wie streitende Parteien denn am besten miteinander umgehen sollten. Sich aus dem Weg zu gehen, war einer der Vorschläge, aber sinnvoller fanden sie dann doch, dass die Streithähne vernünftig und friedlich miteinander sprechen. Und genau so, erklärte Liefländer, ist es ein Ziel der EU, die Verständigung der Länder zu fördern.
Anschließend war Herr Liefländer zu Gast im SoWi-LK und im GK Geschichte der Stufe 11. Der folgende Bericht der Lehrer Maik Lambert und Marcel Eickel macht deutlich, wie aktuell die Diskussionsthemen waren.
EU, „das ist schon eine große Kiste.“
Mit diesen Worten beschrieb der ehemalige Schüler des WBGs Thomas Liefländer, heute Mitarbeiter der EU in Brüssel, schülernah die Komplexität der Europäischen Union. Sicherlich blieb es nicht bei dieser vereinfachten Beschreibung. Die Schülerinnen und Schüler des GK Geschichte und LK SoWi diskutierten gemeinsam über die Bedeutung der EU und die kontrovers zu betrachtenden Entscheidungswege. Dabei ging es um Fragen wie: Kann die EU als Friedensorganisation funktionieren, wenn sie aus Nationalstaaten mit je eigenen Interessen besteht? Welche Auswirkungen hat bspw. eine Boykottpolitik gegen Russland für den einzelnen EU-Bürger? Wie solidarisch müssen wir mit Griechenland sein? Kann man Mitglieder zwingen, so zu handeln, wie es für die EU vielleicht besser wäre?
Immer wieder wurde die Problematik zwischen moralischen und pragmatischen Entscheidungsgründen aufgeworfen. Beispielsweise fragte Herr Liefländer provokativ: „Inwiefern ist die EU dazu verpflichtet, über ihre Grenzen hinaus mit Flüchtlingen solidarisch zu sein?“ Die Kursteilnehmer/innen nahmen kein Blatt vor den Mund, verwiesen deutlich darauf, dass Flüchtlinge „Menschen wie du und ich“ sind und somit daraus eine Verpflichtung zur Hilfe auf Grundlage der Menschlichkeit herrscht. Dabei gelang es dem EU-Mitarbeiter immer wieder, die Gedanken der Diskussionsteilnehmer weiter anzuregen, wenn es auch um EU-Hilfen für Afrika ging, um eine Flüchtlingsproblematik bereits vor Ort in Afrika zu entschärfen.
Im Gesamtverlauf der Veranstaltung wurden immer wieder die große Bedeutung der EU, aber auch ihre Spannungsfelder deutlich. Dass die Arbeit für die EU spannend ist, hat Herr Liefländer den Schülerinnen und Schülern immer wieder näher gebracht. Seine eigene Wahrnehmung des Berufs zeigt, wie EU funktionieren kann. So betonte er, dass er die Arbeit mit seinen Kollegen aus den verschiedenen Ländern auch wegen der vielfältigen kulturellen Einflüsse nicht mehr missen wolle.
Einige Fotos vermitteln einen Eindruck. (Alle Fotos: Lambert/SMMP)
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