Eine Schule der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel

Ein Jahr auf und davon

Friederike (2. Reihe rechts) holte mit ihrem High-School-Team den Sieg bei den regional champs im Tennis. (Foto: WBG/Schröer)
Friederike (2. Reihe rechts) holte mit ihrem High-School-Team den Sieg bei den regional champs im Tennis.

Auch in diesem Jahr gehen wieder WBG-Schüler in den Sommerferien auf große Reise, um das kommende Schuljahr in den USA, Australien, Kanada oder Frankreich zu verbringen. Friederike Schröer, Jahrgangsstufe 11, besuchte im vergangenen Schuljahr im Rahmen eines Austauschprogramms eine Highschool in McDonough/Georgia (USA). Ende Juni kehrte sie zurück und schildert hier Eindrücke:

Mein Austauschjahr in den USA

Letztes Jahr im August ging es auf die große Reise. Ein Jahr Amerika, „ich bin doch gut vorbereitet“, habe ich mir noch gedacht und verfiel trotzdem dem totalen Kulturschock. Alles war anders. Statt Englisch sprach man „Southern“, das hatte mit unserem schönen Schul-Englisch nun gar nichts mehr zu tun. Dabei wird so ziemlich jede Grammatikregel über Bord geworfen, Wörter werden ohne Zusammenhang zusammengezogen. Das ging so weit, dass es hieß: „Yall makes no sense to I“ (What you all are saying makes no sense to me.).

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Nach anfänglichen Schwierigkeiten wurde aber die Verständigung besser, weniger Zeichensprache und mehr Spaß für alle Beteiligten. Generell sind die Amerikaner nämlich unglaublich freundlich. Wenn sie im Geschäft jedes Mal „How are you?“ fragten, war ich immer drauf und dran, eine ausführliche Antwort zu geben. Es hat ungefähr vier Wochen gedauert, bis mir klar wurde, dass es gar nicht interessiert, wie es dir geht: „How are you“ ist einfach genau so eine Floskel wie bei uns das „Guten Tag“.

Lernen an der High School

Die „magische“ High School ist auch ein schönes Thema. Jedes Vorurteil über Quaterbacks und Cheerleaderinnen wird noch in den Schatten gestellt. Aber nicht alle Cheerleader sind blond, schlank und zickig. Die meisten sind total nett und passen genau so ins Schulbild, wie jeder andere auch.

Unsere Footballmannschaft, die „Golden Eagles“, war allerdings echt schlecht. Alles Anfeuern half nichts, diese Mannschaft verlor jedes Footballspiel, bis auf ein einziges. Das ist ein hartes Los für die Schüler, denn Football geht über alles, vergleichbar mit dem Fußballfieber bei uns in Deutschland.

Allerdings machte die sogenannte „Marching Band“ jedes Footballspiel zu einem Gewinn. Ich dachte erst, sie wäre vergleichbar mit unseren Spielmannszügen. Aber ihre Musik ist einfach unvergleichlich. Die Band unserer Schule hat alle Wettbewerbe gewonnen. Sie sind wahrhaftig „The pride of Eagle’s Landing High“. Die meisten Bandmitglieder spielen ihr Instrument seit Elementary School, also seit der Grundschule.

Mit den „Symphonic Winds“, dem Schulorchester (die Amerikaner nennen es Schulband), war ich auf einigen Wettbewerben. Jedes Mal erreichten wir einen Spitzenplatz. Das letzte Mal waren wir in Williamsburg/Virginia, von dort aus haben wir auch Washington D.C. besucht, eine sehr schöne Stadt. Dort habe ich mich richtig wohl gefühlt, Geschichte an jeder Straßenecke und ein Nationalstolz, von dem uns die Amerikaner gut ein Stückchen abgeben könnten.

Erinnerungsfoto: Friederike mit ihrer High-School-Band "Symphonic Winds" vor dem Weißen Haus. (Foto: WBG/Schröer)
Erinnerungsfoto: Friederike mit ihrer High-School-Band "Symphonic Winds" vor dem Weißen Haus.

Bildung und Schule amerikanisch

Allerdings war das Spielen in der Band auch das einzige, was mich forderte. Das Niveau, das ich auf meiner High School kennengelernt habe, lässt sehr zu wünschen übrig. Kaum vorstellbar, aber es scheint sich niemand ernsthaft für die Bildung zu interessieren. Der Staat gibt kaum Geld für Schulen aus, die Lehrer haben viel zu tun und werden schlecht bezahlt und die Schüler interessieren sich von selber nicht. Da bin ich doch froh, dass ich ab nächstem Schuljahr am WBG wieder gefordert werde, denn das letzte Jahr war klasse zum Nichtstun. Es gab zum Beispiel Stunden, in denen wir besprochen haben, wie man Multiple-Choice Tests beantwortet. Im Englischunterricht haben sich sogar einige darüber beschwert, dass wir einen „Paragraphen“ schreiben sollten, etwa fünf Sätze. Fünf Sätze in der 11. Klasse? So eine Hausaufgabe hätte ich hier auch gerne, dann bin ich in drei Minuten fertig.

Football game der High-School-Mannschaft (Foto: WBG/Schröer)
Typisch: Football game der High-School-Mannschaft

Sport wird groß geschrieben

Das einzige, das in den Schulen und auch von der Mehrheit der Schüler wirklich ernst genommen wird, ist der Sport. Da geht es richtig zur Sache. Ich war in der Schulmannschaft für Tennis. Wir haben von Januar bis Mai täglich zwei Stunden trainiert – und sind Regionalmeister geworden.

Die Basketballmannschaft ist sogar bis in die Final Four gekommen, das bedeutet, sie zog ins Halbfinale auf Landesebene (Stateebene) ein, das ist, beachte man die Größe der Bundesstaaten, eine super Leistung. Unsere Leichtathletikmannschaft ist sogar Landesmeister geworden. Dafür wurde aber auch in den Ferien und am Wochenende trainiert.

Mit einer Freundin vor dem Lincoln-Memorial in Washington. (Foto: WBG/Schröer)
Mit einer Freundin vor dem Lincoln-Memorial in Washington.

„Man kann jede Situation meistern“

Trotz mancher Schwierigkeiten und Verständigungsprobleme war die Zeit in den USA unglaublich interessant. Aus jedem Fehler, jeder falschen Vokabel, jeder offenen Frage habe ich Positives gelernt: andere Menschen kennengelernt, Freundschaften geknüpft und viel gelacht.

Ich glaube, das eine wirklich Essentielle, das ich in meiner Zeit in den USA gelernt habe, ist nicht, dass dieses Land so viel mehr bietet, als die meisten Europäer glauben. Es ist dies: Man kann jede Situation meistern, egal wo, egal mit wem, egal wann und auch ganz egal, wie man sich anstellt. Am Besten geht es immer mit Verständnis für den andern und mit Humor. Jedenfalls hat mich diese Einstellung sehr weit gebracht.

Ich liebe Amerika, ich liebe meine Gastfamilie und ich liebe meine amerikanischen Freunde 🙂

Für alle, die sich für ein Austauschjahr interessieren: Ich stehe gerne für Fragen und Antworten zur Verfügung.

Friederike Schröer, 2. Juli 2012