Eine Schule der Schwestern der heiligen Maria Magdalena Postel

Eine Ära geht zu Ende – und eine neue beginnt

Zum Abschluss des Gottesdienstes pflanzen Schüler Jonathan Riedemann (l.) und Lehrer Dominik Floor den Apfelbaum. Er soll Wurzeln schlagen, so wie auch Schwester Raphaela Maria (m.) und ihre Mitschwester Heriburg Surholt an den Walburgisschulen und am Placida-Viel-Berufskolleg Wurzeln geschlagen haben. Foto: SMMP/Ulrich Bock
Zum Abschluss des Gottesdienstes pflanzen Schüler Jonathan Riedemann (l.) und Lehrer Dominik Floor den Apfelbaum. Er soll Wurzeln schlagen, so wie auch Schwester Raphaela Maria (m.) und ihre Mitschwester Heriburg Surholt an den Walburgisschulen und am Placida-Viel-Berufskolleg Wurzeln geschlagen haben.

Schwester Raphaela Maria Plümper und Schwester Heriburg Surholt verabschieden sich aus Menden

„Es steht außer Frage: Mit Ihrem Weggang geht an unseren Schulen eine Ära zu Ende. Und dennoch sind wir zuversichtlich, sie in Ihrem Geiste weiterzuführen“, betonte der Schulleiter des Walburgisgymnasiums, Dr. Ansgar Bornhoff, beim Gottesdienst der Schülervertretung zum Abschied von Schwester Raphaela Maria Plümper und Schwester Heriburg Surholt.

Symbolisch schmücken die Schülerinnen Sophie Rüther und Hannah Peddinghaus aus der Jahrgangsstufe Q1 den Baum während des Gottesdienstes mit Früchten. Sie stehen für die Ernte, die die Schulen heute dank des über ein Jahrhundert währenden Einsatzes der Ordensfrauen ernten dürfen. Foto: SMMP/Ulrich Bock
Symbolisch schmücken die Schülerinnen Sophie Rüther und Hannah Peddinghaus aus der Jahrgangsstufe Q1 den Baum während des Gottesdienstes mit Früchten. Sie stehen für die Ernte, die die Schulen heute dank des über ein Jahrhundert währenden Einsatzes der Ordensfrauen ernten dürfen.

Seit der Schulgründung 1919 lebten und arbeiteten Ordensfrauen an der Schule, später auch am benachbarten Placida-Berufskolleg und an der Walburgisrealschule. Dass der Kontakt zur Gemeinschaft in Zukunft nicht abreißen soll, zeigten schon Generaloberin Schwester Maria Thoma Dikow und Provinzoberin Schwester Johanna Guthoff durch ihre Anwesenheit bei der Andacht in der Schulkapelle. Zudem betonte Schwester Maria Thoma: „Mit Schwester Laetitia Müller wird ja sogar weiterhin eine Ordensschwester an der Walburgisrealschule unterrichten.“ Schwester Laetitia gibt dort Unterricht im textilen Gestalten, lebt allerdings im Bergkloster Bestwig. In das Stammhaus der Europäischen Ordensprovinz ziehen jetzt auch Schwester Raphaela Maria und Schwester Heriburg.

Viele Begegnungen zum Abschluss

Verabschiedung in der Kirche: Schwester Raphaela Maria Plümper und Schwester Heriburg Surholt (v.r.) verfolgen eine Präsentation, mit der sich die Schülervertretung der Walburgisschulen von ihnen verabschiedet. Mit dabei sind auch Generaloberin Schwester Maria Thoma Dikow und Provinzoberin Schwester Johanna Guthoff (v.l.). Foto: SMMP/Ulrich Bock
Verabschiedung in der Kirche: Schwester Raphaela Maria Plümper und Schwester Heriburg Surholt (v.r.) verfolgen eine Präsentation, mit der sich die Schülervertretung der Walburgisschulen von ihnen verabschiedet. Mit dabei sind auch Generaloberin Schwester Maria Thoma Dikow und Provinzoberin Schwester Johanna Guthoff (v.l.).

Aufgrund der Corona-Pandemie können Schwester Raphaela Maria und Schwester Heriburg leider nicht im großen Rahmen verabschiedet werden. Stattdessen gab und gibt es viele kleine Abschiede in allen drei Schulen. Dazu gehörten der Gottesdienst der SV der Walburgisschulen am Donnerstag sowie ein Treffen mit dem Lehrerkollegium am Freitag. Am Dienstag lädt das Placida Viel-Berufskolleg die Schwestern noch einmal ein. Und am kommenden Wochenende folgt ein Gottesdienst zum Abschied aus der Pfarrgemeinde in der St. Vinzenz-Kirche.

Schulsseelsorgerin Birgit Fiedler erklärte vor den beiden Schwestern in der Kapelle der Walburgisschulen: „Ihre Ordensgemeinschaft hat die Trägerschaft für diese Schulen. Und das haben Sie wörtlich genommen: Sie haben diese Schule getragen – durch ihren unermüdlichen Dienst: im Unterricht, in der Hauswirtschaft, an der Pforte und in dem großen Garten.“

Generaloberin Schwester Maria Thoma Dikow (r.), bis 2015 Schulleiterin des Walburgisgymnasiums, ist bei den vielen kleinen Verabschiedungen von Schwester Raphaela Maria Plümper und Schwester Heriburg Surholt (v.l.) in Menden dabei. In der Mitte hält sie das Foto von Schwester Burkhardis Buning, die noch bis 2020 zum Schulhauskonvent gehörte und im Februar 2021 verstarb. Foto: SMMP/Ulrich Bock
Generaloberin Schwester Maria Thoma Dikow (r.), bis 2015 Schulleiterin des Walburgisgymnasiums, ist bei den vielen kleinen Verabschiedungen von Schwester Raphaela Maria Plümper und Schwester Heriburg Surholt (v.l.) in Menden dabei. In der Mitte hält sie das Foto von Schwester Burkhardis Buning, die noch bis 2020 zum Schulhauskonvent gehörte und im Februar 2021 verstarb.

Gebürtige Mendenerin

Schwester Raphaela Maria ist gebürtige Mendenerin und besuchte die Walburgisschule – damals noch eine reine Mädchenschule – in den 1950er Jahren. 1959 trat sie in die Ordensgemeinschaft ein und wurde selbst Lehrerin. Als Ordensschwester unterrichtete sie nach ihrem Eintritt 1959 zunächst 22 Jahre lang am Engelsburg-Gymnasium in Kassel, bevor sie 1986 wieder nach Menden kam. Hier gab sie vor allem Mathematik- und Biologie-Unterricht.

Und auch seit ihrem Ruhestand hat die heute 83-Jährige noch vielen Schülerinnen und Schülern geholfen: „Ich habe mich mit ihnen dann immer noch gerne an die ‚grüne Tafel‘ gesetzt. Denn ich habe auch gemerkt, dass die zunehmende Digitalisierung den Kindern viel abverlangt.“

Nacheinander übergaben die SV-Vertreterinnen und -Vertreter an die Schwestern ein kleines Abschiedsgeschenk. Foto: SMMP/Ulrch Bock
Nacheinander übergaben die SV-Vertreterinnen und -Vertreter an die Schwestern ein kleines Abschiedsgeschenk.

Seit 54 Jahren im Schulhauskonvent

Schwester Heriburg Surholt ist gelernte Hauswirtschafterin. Sie trat 1958 in die Gemeinschaft ein und kam 1967 nach Menden. 1968 begann sie Kochkurse im Walburgisstift der Pfarrgemeinde zu geben. „Im Laufe der Jahrzehnte habe ich noch viele Töchter, Söhne und sogar Enkel meiner ersten Schülerinnen in den Kursen gehabt“, erklärt sie – und blickt besonders gerne auf die Abschlussabende dieser Kurse zurück.

In der Sporthalle waren die Abstände groß genug, um eine Verabschiedung des Lehrerkollegiums möglich zu machen. Foto: SMMP/Christoph Scholz
In der Sporthalle waren die Abstände groß genug, um eine Verabschiedung des Lehrerkollegiums möglich zu machen.

Schwester Heriburg übernahm hauswirtschaftliche Aufgaben für das der Schule angeschlossene Internat und ihren Konvent, zu dem in ihrer Anfangszeit noch über 30 Schwestern zählten. Dann arbeitete sie auch in der Hauswirtschaftsschule mit, aus der später das Placida Viel-Berufskolleg wurde. Dort war sie von 1983 bis zum Jahr 2000 in der Hauptküche tätig. Dann wechselte sie wieder an das Walburgisgymnasium, als dort die neue Schulcaféteria entstand. Hier half die inzwischen 82-Jährige bis heute noch nach Kräften mit.

„Es ist unvorstellbar, wenn man bedenkt, dass Du, Schwester Raphaela Maria, die Schule über zwei Drittel der Zeit ihres Bestehens kennst. Und dass Du, Schwester Heriburg, schon seit über einem halben Jahrhundert hier an einem Stück wirkst“, betonte Schwester Maria Thoma. Und sie ergänzte: „Ihr habt diese Schulen wirklich geprägt.“

Apfelbaum gepflanzt

Auch die Elternvertreter verabschiedeten sich von den beiden Ordensschwestern. Foto: SMMP/Christoph Scholz
Auch die Elternvertreter verabschiedeten sich von den beiden Ordensschwestern.

So wie die Schwestern in Menden Wurzeln geschlagen und ihre Früchte hervorgebracht haben, soll dies in Zukunft auch ein Apfelbaum tun, der zum Abschluss des Gottesdienstes im Schulgarten eingepflanzt wurde – direkt neben dem Baum, der an die Gründung der Realschule 2013 erinnert und auch schon Früchte hervorbringt. Dabei übergaben die Vertreterinnen und Vertreter der einzelnen Jahrgänge und die SV-Lehrer auch alle noch ein kleines persönliches Geschenk.

Bereits einige Tage vorher hatten sich die Schulpflegschaftsvorsitzenden Sofia Kourous-Ntontis und Christian Ludwig stellvertretend für die Elternschaft der Walburgisschulen von den Schwestern verabschiedet. Sie äußerten ihren großen Respekt für die jahrzehntelange Tätigkeit der beiden Schwestern vor Ort und stellten heraus, dass viele Familien über Generationen mit ihnen verbunden sind.

Als Delegation der ehemaligen Lehrerinnen und Lehrer des Walburgisgymnasiums überbrachten Christina Petrich und  Reinhold Schrieck gute Wünsche für die Zukunft. Gemeinsam erinnerten sich die Schwestern mit ihnen an viele gute Erfahrungen an der Schule und an Menschen, die ihren Weg gekreuzt hatten. Foto: SMMP
Als Delegation der ehemaligen Lehrerinnen und Lehrer des Walburgisgymnasiums überbrachten Christina Petrich und Reinhold Schrieck gute Wünsche für die Zukunft. Gemeinsam erinnerten sich die Schwestern mit ihnen an viele gute Erfahrungen an der Schule und an Menschen, die ihren Weg gekreuzt hatten.

Kollegium sagt Danke

Und am Freitag sagten das Lehrerkollegium sowie die weiteren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der beiden Walburgisschulen lebe wohl. Edith Kuhlmann versprach als Sprecherin des Lehrerrats: „Wir hoffen, dass Sie uns auch in Zukunft regelmäßig besuchen. Für Sie ist immer ein Platz im Lehrerzimmer frei.“

Die Vokalklasse 6c hatte einen musikalischen Abschiedsgruß vorbereitet. Und das Mitarbeiterteam der beiden Schulen dankte den Schwestern vor allem für ihren Beitrag, die Schulen auch als Lebensraum zu gestalten, in dem Leben, Erziehen und Lernen ganzheitlich erfahren werden. Als Schuleiter unterstrich Dr. Bornhoff: „Wir werden Sie nicht vergessen. Ihr Lebenswerk wirkt weiter. Und wir sagen unbedingt: Auf Wiedersehen!“

Neue Herausforderungen

Auch das Team der Raumpflegerinnen verabschiedet sich von den Ordensschwestern. Foto: SMMP/Sr. Maria Thoma Dikow
Auch das Team der Raumpflegerinnen verabschiedet sich von den Ordensschwestern.

In diesem Sinne beginne eine neue Ära, wie es Schulseelsorgerin Birgit Fiedler schon in dem SV-Gottesdienst angemahnt hatte: „Denn nun sind wir herausgefordert, die Schulen ohne die Schwestern hier vor Ort zu gestalten.“ Der Apfelbaum stehe dafür, dass der Boden, der hier bereitet wurde, auch in Zukunft Früchte trägt.

Durch den Apfelbaum bleiben die Schwestern in Menden verwurzelt. Foto: SMMP/Ulrich Bock
Durch den Apfelbaum bleiben die Schwestern in Menden verwurzelt.